Nils Bröer | Reporter | Photographer

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  • Maschinenwinter / Centraltheater Lei..renz
  • Vielleicht - Vielleicht auch nicht /..renz
  • Maschinenwinter / Centraltheater Lei..renz
  • Vielleicht - Vielleicht auch nicht /..renz
  • Maschinenwinter / Centraltheater Lei..renz
  • Vielleicht - Vielleicht auch nicht /..renz
  • Vielleicht - Vielleicht auch nicht /..renz
  • Maschinenwinter / Centraltheater Lei..renz
  • Vielleicht - Vielleicht auch nicht /..renz
  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
<br />
Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
<br />
Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
<br />
Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
<br />
Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
<br />
Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
    _MG_9817.jpg
  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
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Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
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Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
<br />
Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
<br />
Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
<br />
Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
    _MG_1434.jpg
  • Die Frage nach der Widersprüchlichkeit der Alltagsrealität in einem Land, das sich in einem Krieg befindet ist wiederholt gestellt worden. <br />
<br />
Im Sommer 2016 schien der Krieg im Donbass unendlich weit weg, zumindest in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, zumindest vordergründig. <br />
<br />
In der kulturwissenschaftlichen Theorie kennt man den von Jan Assman geprägten Begriff des kulturellen Gedächtnisses. Symbolische Erinnerungsorte, kollektive Gründungsmythen und als verbindlich erlebte Erzählungen nationalstaatlicher Gemeinschaft verbinden sich in dieser Theorie zu einem Komplex, auf den sich eine Gesellschaft bezieht, spricht sie über das, was ihr genuin zueigen ist und was sie als ununterscheidbare Einheit von anderen trennt.<br />
<br />
In der Ukraine verwischen kulturelle Erinnerungsartefakte der Kiewer Ruß, des großen Hungers während der Stalindiktatur, des sowjetischen Erbes und der jüngsten Geschichte in der die kleptokratische Elite unter Viktor Janukowitsch die Transformation des Landes vom Kommunismus in den Kapitalismus pervertiert hat.<br />
<br />
Vor der Folie einer solch fragmentierten Vergangenheit, in der sich systemische, politische und emotional erlebte Machtverhältnisse überlagern, können Orte kollektiver Identität nicht unwidersprochen existieren. <br />
<br />
Diese Paradoxie tritt immer dann besonders hervor, wenn das kulturelle Gedächtnis neu codiert wird. Im Augenblick ist die in der Ukraine der Fall. <br />
<br />
Die Vergangenheit versagt in Bezug auf die nationale Selbstvergewisserung, die Gegenwart ist politisch und ideologisch überformt und die Zukunft ist ungewiss.
    Scan-160628-0011.jpg
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
<br />
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
<br />
Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Empty Park I. / Taschkent
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
<br />
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
<br />
Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Government Building, Samarkand
  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
<br />
Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
<br />
Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
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Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
<br />
Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
<br />
Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
    _MG_9808.jpg
  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
<br />
Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
<br />
Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
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Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
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Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
<br />
Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
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  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
<br />
Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
<br />
Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
<br />
Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
<br />
Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
<br />
Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
    _MG_1450.jpg
  • Die Frage nach der Widersprüchlichkeit der Alltagsrealität in einem Land, das sich in einem Krieg befindet ist wiederholt gestellt worden. <br />
<br />
Im Sommer 2016 schien der Krieg im Donbass unendlich weit weg, zumindest in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, zumindest vordergründig. <br />
<br />
In der kulturwissenschaftlichen Theorie kennt man den von Jan Assman geprägten Begriff des kulturellen Gedächtnisses. Symbolische Erinnerungsorte, kollektive Gründungsmythen und als verbindlich erlebte Erzählungen nationalstaatlicher Gemeinschaft verbinden sich in dieser Theorie zu einem Komplex, auf den sich eine Gesellschaft bezieht, spricht sie über das, was ihr genuin zueigen ist und was sie als ununterscheidbare Einheit von anderen trennt.<br />
<br />
In der Ukraine verwischen kulturelle Erinnerungsartefakte der Kiewer Ruß, des großen Hungers während der Stalindiktatur, des sowjetischen Erbes und der jüngsten Geschichte in der die kleptokratische Elite unter Viktor Janukowitsch die Transformation des Landes vom Kommunismus in den Kapitalismus pervertiert hat.<br />
<br />
Vor der Folie einer solch fragmentierten Vergangenheit, in der sich systemische, politische und emotional erlebte Machtverhältnisse überlagern, können Orte kollektiver Identität nicht unwidersprochen existieren. <br />
<br />
Diese Paradoxie tritt immer dann besonders hervor, wenn das kulturelle Gedächtnis neu codiert wird. Im Augenblick ist die in der Ukraine der Fall. <br />
<br />
Die Vergangenheit versagt in Bezug auf die nationale Selbstvergewisserung, die Gegenwart ist politisch und ideologisch überformt und die Zukunft ist ungewiss.
    Scan-160628-0026.jpg
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
<br />
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
<br />
Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
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  • Nikita Nesterenko. Ich heiße Nikita, bin 14 Jahre alt und stamme aus Krasnyj Lutsch, Oblast Lugansk. Mit meinen Eltern und meiner Schwester Veronika bin ich im August vergangenen Jahres nach Charkiw geflohen als sich die Situation verschlechterte. Ich mag an Charkiw, dass die Stadt so groß ist und dass sie schöner ist als meine Heimatstadt, aber es ist nicht das Gleiche. Ich vermisse meine Großeltern und meinen Cousin Maxim sehr. Sie leben noch in Krasnyj Lutsch und Ich telefoniere regelmäßig mit ihnen, um zu hören, dass es ihnen gut geht. Sollten wir jemals zurückkehren, würde ich sie als erstes besuchen, aber ich bin mir nicht  sicher, ob ich nicht doch lieber in Charkiw bleiben will. Die Schule dort ist zumindest viel besser, als meine alte.  Nikita ist im Augsut 2014 aus seiner Heimat Krsnolutsch, Oblast Lugansk geflohen. Jetzt wohnt er mit seinen Eltern und seiner Schwester Veronik in Charkiw. Die große Stadt gefällt ihm aber er vermisst seine Großeltern sehr, ebenso seinen Cousin,  der noch in Kransolutsch lebt. Regelmäßig telefoniert er mit seinen Verwandten. Er ist nicht sicher, ob er in seine Heimat zurückkehren möchte. Zumindest die Schule in Charkiw, sagt er, sei viel besser als die alte.
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  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
<br />
Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
<br />
Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
<br />
Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
<br />
Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
<br />
Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
    _MG_9850.jpg
  • Die Frage nach der Widersprüchlichkeit der Alltagsrealität in einem Land, das sich in einem Krieg befindet ist wiederholt gestellt worden. <br />
<br />
Im Sommer 2016 schien der Krieg im Donbass unendlich weit weg, zumindest in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, zumindest vordergründig. <br />
<br />
In der kulturwissenschaftlichen Theorie kennt man den von Jan Assman geprägten Begriff des kulturellen Gedächtnisses. Symbolische Erinnerungsorte, kollektive Gründungsmythen und als verbindlich erlebte Erzählungen nationalstaatlicher Gemeinschaft verbinden sich in dieser Theorie zu einem Komplex, auf den sich eine Gesellschaft bezieht, spricht sie über das, was ihr genuin zueigen ist und was sie als ununterscheidbare Einheit von anderen trennt.<br />
<br />
In der Ukraine verwischen kulturelle Erinnerungsartefakte der Kiewer Ruß, des großen Hungers während der Stalindiktatur, des sowjetischen Erbes und der jüngsten Geschichte in der die kleptokratische Elite unter Viktor Janukowitsch die Transformation des Landes vom Kommunismus in den Kapitalismus pervertiert hat.<br />
<br />
Vor der Folie einer solch fragmentierten Vergangenheit, in der sich systemische, politische und emotional erlebte Machtverhältnisse überlagern, können Orte kollektiver Identität nicht unwidersprochen existieren. <br />
<br />
Diese Paradoxie tritt immer dann besonders hervor, wenn das kulturelle Gedächtnis neu codiert wird. Im Augenblick ist die in der Ukraine der Fall. <br />
<br />
Die Vergangenheit versagt in Bezug auf die nationale Selbstvergewisserung, die Gegenwart ist politisch und ideologisch überformt und die Zukunft ist ungewiss.
    Scan-160628-0027.jpg
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
<br />
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
<br />
Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
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  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
<br />
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
<br />
Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Young men jumping in a pool / Samarkand
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
<br />
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
<br />
Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Milufar Bar / Buchara
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
<br />
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
<br />
Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Circus, Taschkent
  • Ilya Rudenko. Ich heiße Ilya, bin vierzehn Jahre alt und komme aus Horliwka (Gorlowka), Oblast Donetsk. Mit meiner Großmutter lebe ich seit 8 Monaten in Charkiw. Wir sind in einem Studentenwohnheim untergekommen in einem Zimmer, das so groß ist wie eine Turnmatte.  Wir müssen uns Toilette und Dusche mit der ganzen Etage teilen, das ist nicht schön. Meine drei älteren Brüder Danyla, Sascha und Kiril sind noch in Horliwka. Es war nicht meine Entscheidung, meine Heimat zu verlassen, und ich wäre gerne dort geblieben. Aber als die Kämpfe immer schlimmer wurden, handelte meine Oma kurzentschlossen und floh mit mir. Ich hoffe sehr, dass wir in einem halben Jahr zurückkehren können. Wir haben zwar den Plan, aber nichts ist sicher, denn Zuhause wird immer wieder geschossen, mit Granaten und schwerer Artillerie. Horliwka stand lange unter der Kontrolle des Separatistenführers Igor Strelkow. Beide Seiten setzten in den Kämpfen Grad Raketen und schwere Artillerie ein. Das Flüchtlingswerk der vereinten Nationen geht nach Informationenen des Ukrainischen Sozialministeriums von 1.357918 registirierten Binnenflüchtlingen aus. Die Statistik erfasst jedoch nicht jene, die in den Gebieten leben, die von den prorussischen Separatisten kontrolliert werden. 13 Prozent der ukrainischen Binnenflüchtlinge (IDPs) sind Kinder. Die Hilsoganisation Vostok SOS Schätzt die Zahl der ukrainischen Binnenflüchtlinge auf ca. 2 Millionen. Wer kein Kindergeld oder andere Versorgungsleistungen des States in Anspruch nehmen kann, lässt sich nicht registrieren. Qullen: http://vostok-sos.org // http://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/gpc_factsheet_june_2015_en_0.pdf
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  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
<br />
Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
<br />
Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
<br />
Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
<br />
Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
<br />
Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
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  • Die Frage nach der Widersprüchlichkeit der Alltagsrealität in einem Land, das sich in einem Krieg befindet ist wiederholt gestellt worden. <br />
<br />
Im Sommer 2016 schien der Krieg im Donbass unendlich weit weg, zumindest in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, zumindest vordergründig. <br />
<br />
In der kulturwissenschaftlichen Theorie kennt man den von Jan Assman geprägten Begriff des kulturellen Gedächtnisses. Symbolische Erinnerungsorte, kollektive Gründungsmythen und als verbindlich erlebte Erzählungen nationalstaatlicher Gemeinschaft verbinden sich in dieser Theorie zu einem Komplex, auf den sich eine Gesellschaft bezieht, spricht sie über das, was ihr genuin zueigen ist und was sie als ununterscheidbare Einheit von anderen trennt.<br />
<br />
In der Ukraine verwischen kulturelle Erinnerungsartefakte der Kiewer Ruß, des großen Hungers während der Stalindiktatur, des sowjetischen Erbes und der jüngsten Geschichte in der die kleptokratische Elite unter Viktor Janukowitsch die Transformation des Landes vom Kommunismus in den Kapitalismus pervertiert hat.<br />
<br />
Vor der Folie einer solch fragmentierten Vergangenheit, in der sich systemische, politische und emotional erlebte Machtverhältnisse überlagern, können Orte kollektiver Identität nicht unwidersprochen existieren. <br />
<br />
Diese Paradoxie tritt immer dann besonders hervor, wenn das kulturelle Gedächtnis neu codiert wird. Im Augenblick ist die in der Ukraine der Fall. <br />
<br />
Die Vergangenheit versagt in Bezug auf die nationale Selbstvergewisserung, die Gegenwart ist politisch und ideologisch überformt und die Zukunft ist ungewiss.
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  • Die Frage nach der Widersprüchlichkeit der Alltagsrealität in einem Land, das sich in einem Krieg befindet ist wiederholt gestellt worden. <br />
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Im Sommer 2016 schien der Krieg im Donbass unendlich weit weg, zumindest in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, zumindest vordergründig. <br />
<br />
In der kulturwissenschaftlichen Theorie kennt man den von Jan Assman geprägten Begriff des kulturellen Gedächtnisses. Symbolische Erinnerungsorte, kollektive Gründungsmythen und als verbindlich erlebte Erzählungen nationalstaatlicher Gemeinschaft verbinden sich in dieser Theorie zu einem Komplex, auf den sich eine Gesellschaft bezieht, spricht sie über das, was ihr genuin zueigen ist und was sie als ununterscheidbare Einheit von anderen trennt.<br />
<br />
In der Ukraine verwischen kulturelle Erinnerungsartefakte der Kiewer Ruß, des großen Hungers während der Stalindiktatur, des sowjetischen Erbes und der jüngsten Geschichte in der die kleptokratische Elite unter Viktor Janukowitsch die Transformation des Landes vom Kommunismus in den Kapitalismus pervertiert hat.<br />
<br />
Vor der Folie einer solch fragmentierten Vergangenheit, in der sich systemische, politische und emotional erlebte Machtverhältnisse überlagern, können Orte kollektiver Identität nicht unwidersprochen existieren. <br />
<br />
Diese Paradoxie tritt immer dann besonders hervor, wenn das kulturelle Gedächtnis neu codiert wird. Im Augenblick ist die in der Ukraine der Fall. <br />
<br />
Die Vergangenheit versagt in Bezug auf die nationale Selbstvergewisserung, die Gegenwart ist politisch und ideologisch überformt und die Zukunft ist ungewiss.
    Scan-160627-0013.jpg
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
<br />
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
<br />
Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Alisher NatTaschkenvoi National Park /
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
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Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
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"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
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Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Empty Concert Complex / Samarkand
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
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Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
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"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
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Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Park of Independence / Taschkent
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
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Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
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Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Empty Park II. / Taschkent
  • Katya Taratukhina. Ich heiße Katya, bin 12 Jahre alt  und komme aus Stachanow, Oblast Lugansk. Seit sechs Monaten lebe ich mit meinen Eltern in Charkiw. Bevor meine Eltern geflohen sind, haben sie mich zuerst in Charkiw zu meinen Schwestern Ira und Lena in Sicherheit gebracht. Mein Vater arbeitet als Journalist und konnte zuhause nicht mehr weiterarbeiten – aus Gewissens- und Sicherheitsgründen. Nach unserer Flucht haben meine Großeltern noch eine Weile in unserer Wohnung in Stachanow gewohnt, bis sie dort von Söldnern mit Waffengewalt vertrieben wurden. Ich finde den Gedanken, dass jetzt fremde Leute in meinem Zimmer wohnen unerträglich. Ich habe einen kleinen Teddybären mit nach Charkiw genommen, er erinnert mich jeden Tag an zuhause. Meine Familie ist pro-Ukrainisch, aber wir sprechen nicht gern mit Freunden darüber, wenn sie anderer Meinung sind, um die Freundschaft nicht zu zerstören. Sollte ich jemals wieder nach hause zurückkehren können, möchte ich zurück in mein eigenes Zimmer – ohne die Fremden, die unsere Wohnung gestohlen haben.
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  • Ivan Sergyienko. Mein Name ist Ivan Sergyienko. Ich bin 12 Jahre alt und komme eigentlich aus Mariupol. Als die Kämpfe vor einem Jahr wieder heftiger wurden, bin ich mit meiner Mutter und meinem fünfjährigen Bruder Jarik nach Charkiw geflohen. Mein Vater ist gestorben, als ich acht Jahre alt war. Im Moment ist unser Leben sehr hart. Obwohl ich mich mittlerweile einigermaßen in Charkiw eingelebt habe, vermisse ich Mariupol sehr und möchte dorthin zurückkehren, denn das ist meine Heimat – nicht Charkiw! Wenn es endlich soweit ist, werde ich in unserem Garten einen Baum pflanzen, damit jeder sehen kann, dass ich wieder zuhause bin und ich mich später immer daran erinnern kann.
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  • Die Frage nach der Widersprüchlichkeit der Alltagsrealität in einem Land, das sich in einem Krieg befindet ist wiederholt gestellt worden. <br />
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Im Sommer 2016 schien der Krieg im Donbass unendlich weit weg, zumindest in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, zumindest vordergründig. <br />
<br />
In der kulturwissenschaftlichen Theorie kennt man den von Jan Assman geprägten Begriff des kulturellen Gedächtnisses. Symbolische Erinnerungsorte, kollektive Gründungsmythen und als verbindlich erlebte Erzählungen nationalstaatlicher Gemeinschaft verbinden sich in dieser Theorie zu einem Komplex, auf den sich eine Gesellschaft bezieht, spricht sie über das, was ihr genuin zueigen ist und was sie als ununterscheidbare Einheit von anderen trennt.<br />
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In der Ukraine verwischen kulturelle Erinnerungsartefakte der Kiewer Ruß, des großen Hungers während der Stalindiktatur, des sowjetischen Erbes und der jüngsten Geschichte in der die kleptokratische Elite unter Viktor Janukowitsch die Transformation des Landes vom Kommunismus in den Kapitalismus pervertiert hat.<br />
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Vor der Folie einer solch fragmentierten Vergangenheit, in der sich systemische, politische und emotional erlebte Machtverhältnisse überlagern, können Orte kollektiver Identität nicht unwidersprochen existieren. <br />
<br />
Diese Paradoxie tritt immer dann besonders hervor, wenn das kulturelle Gedächtnis neu codiert wird. Im Augenblick ist die in der Ukraine der Fall. <br />
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Die Vergangenheit versagt in Bezug auf die nationale Selbstvergewisserung, die Gegenwart ist politisch und ideologisch überformt und die Zukunft ist ungewiss.
    Scan-160627-0011.jpg
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
<br />
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
<br />
Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Hotel Bukhara Palace / Bukhara
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
<br />
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
<br />
Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Registan / Samarkand
  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
<br />
Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
<br />
Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
<br />
Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
<br />
Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
<br />
Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
    _MG_9862.jpg
  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
<br />
Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
<br />
Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
<br />
Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
<br />
Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
<br />
Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
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  • Als Schauspieler ist Henning Gronkowski bekannt aus zahlreichen Filmen von Klaus Lemke. Zu Beginn 2018 gibt er sein Debut als Regisseur und Produzent des Films "Yung".  Der Film ist mit Laiendarstellern gedreht, die Gronkowski in Berliner Clubs gecastet hat.
    Henning Gronkowski | Director, Actor
  • Die Frage nach der Widersprüchlichkeit der Alltagsrealität in einem Land, das sich in einem Krieg befindet ist wiederholt gestellt worden. <br />
<br />
Im Sommer 2016 schien der Krieg im Donbass unendlich weit weg, zumindest in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, zumindest vordergründig. <br />
<br />
In der kulturwissenschaftlichen Theorie kennt man den von Jan Assman geprägten Begriff des kulturellen Gedächtnisses. Symbolische Erinnerungsorte, kollektive Gründungsmythen und als verbindlich erlebte Erzählungen nationalstaatlicher Gemeinschaft verbinden sich in dieser Theorie zu einem Komplex, auf den sich eine Gesellschaft bezieht, spricht sie über das, was ihr genuin zueigen ist und was sie als ununterscheidbare Einheit von anderen trennt.<br />
<br />
In der Ukraine verwischen kulturelle Erinnerungsartefakte der Kiewer Ruß, des großen Hungers während der Stalindiktatur, des sowjetischen Erbes und der jüngsten Geschichte in der die kleptokratische Elite unter Viktor Janukowitsch die Transformation des Landes vom Kommunismus in den Kapitalismus pervertiert hat.<br />
<br />
Vor der Folie einer solch fragmentierten Vergangenheit, in der sich systemische, politische und emotional erlebte Machtverhältnisse überlagern, können Orte kollektiver Identität nicht unwidersprochen existieren. <br />
<br />
Diese Paradoxie tritt immer dann besonders hervor, wenn das kulturelle Gedächtnis neu codiert wird. Im Augenblick ist die in der Ukraine der Fall. <br />
<br />
Die Vergangenheit versagt in Bezug auf die nationale Selbstvergewisserung, die Gegenwart ist politisch und ideologisch überformt und die Zukunft ist ungewiss.
    Scan-160628-0033.jpg
  • Die Frage nach der Widersprüchlichkeit der Alltagsrealität in einem Land, das sich in einem Krieg befindet ist wiederholt gestellt worden. <br />
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Im Sommer 2016 schien der Krieg im Donbass unendlich weit weg, zumindest in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, zumindest vordergründig. <br />
<br />
In der kulturwissenschaftlichen Theorie kennt man den von Jan Assman geprägten Begriff des kulturellen Gedächtnisses. Symbolische Erinnerungsorte, kollektive Gründungsmythen und als verbindlich erlebte Erzählungen nationalstaatlicher Gemeinschaft verbinden sich in dieser Theorie zu einem Komplex, auf den sich eine Gesellschaft bezieht, spricht sie über das, was ihr genuin zueigen ist und was sie als ununterscheidbare Einheit von anderen trennt.<br />
<br />
In der Ukraine verwischen kulturelle Erinnerungsartefakte der Kiewer Ruß, des großen Hungers während der Stalindiktatur, des sowjetischen Erbes und der jüngsten Geschichte in der die kleptokratische Elite unter Viktor Janukowitsch die Transformation des Landes vom Kommunismus in den Kapitalismus pervertiert hat.<br />
<br />
Vor der Folie einer solch fragmentierten Vergangenheit, in der sich systemische, politische und emotional erlebte Machtverhältnisse überlagern, können Orte kollektiver Identität nicht unwidersprochen existieren. <br />
<br />
Diese Paradoxie tritt immer dann besonders hervor, wenn das kulturelle Gedächtnis neu codiert wird. Im Augenblick ist die in der Ukraine der Fall. <br />
<br />
Die Vergangenheit versagt in Bezug auf die nationale Selbstvergewisserung, die Gegenwart ist politisch und ideologisch überformt und die Zukunft ist ungewiss.
    Scan-160628-0020.jpg
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
<br />
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
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Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Empty Park III. / Samarkand
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
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Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
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"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
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Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Bridal Fashion Store / Samarkand
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
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" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
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Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
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"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
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Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
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  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
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" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
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Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
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"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
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Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
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  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
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" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
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Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
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"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
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Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
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  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
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" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
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Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
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"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
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Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
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  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
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" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
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Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
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"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
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Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
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  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
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" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
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Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
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"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
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Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Monument of Independence / Taschkent
  • Magarita Medvedeva. Mein Name ist Margarita, ich bin 14 Jahre alt und komme aus Lugansk. Seit einem Jahr lebe ich mit meinen Eltern und meiner Großmutter in Charkiw. Meine Mutter hat einen Job als Buchhalterin gefunden, mein Vater arbeitet bei einer Securityfirma. Mir gefällt Charkiw viel besser als Lugansk, weil es viel größer und schöner ist.  Natürlich möchte ich meine Heimatstadt noch einmal besuchen und meine Freunde treffen, aber dann würde ich wieder nach Charkiw zurückkehren.  Eigentlich wollten wir erst später nach Charkiw aufbrechen, aber dann musste es sehr schnell gehen. Für die Flucht habe ich meine gesamte Kleidung zusammengepackt, dann mussten wir auch schon los.
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  • Danyl Deynezhenko. Mein Name ist Danyl, ich bin 14 Jahre alt und komme aus Horliwka (Gorlowka). Seit einem Jahr lebe ich mit meinen Eltern und meiner Schwester Aina in Sviatohirsk (Sweatogorsk). Mein Vater arbeitet immer noch als Bergmann, meine Mutter kümmert sich um den Haushalt.  Als wir geflohen sind, musste es sehr schnell gehen, denn es war Krieg. Ich hatte nur einen Tag, um meine Sachen zu packen. Ich habe meinen Kleiderschrank leergeräumt und meinen Computer eingepackt. Meine Großeltern leben noch in Horliwka und sie besuchen uns 1-2 Mal im Jahr. Obwohl ich schon neue Freunde gefunden habe, gefällt es mir in der neuen Stadt nicht so gut und ich vermisse meine Freunde. Auch die neue Schule ist nicht so gut wie die alte.  Wer mit dem Krieg angefangen hat kann ich nicht sagen.
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  • Die zwölfjährige Tanya lebt mit ihren Eltern erst seit einem Monat in Charkiw. Dort gefllt es ihr besser als in ihrer Heimat Ihre Eltern haben in Lugansk in einer Fabrik gearbeitet und suchen jetzt Arbeit in Charkiw. Wenn sie zuückkehren kann in ihre Heimatstadt, dann will sie zuerst ihre Freundinnen besuchen. Das Flüchtlingswerk der vereinten Nationen geht nach Informationenen des Ukrainischen Sozialministeriums von 1.357918 registirierten Binnenflüchtlingen aus. Die Statistik erfasst jedoch nicht jene, die in den Gebieten leben, die von den prorussischen Separatisten kontrolliert werden. 13 Prozent der ukrainischen Binnenflüchtlinge (IDPs) sind Kinder. Die Hilsoganisation Vostok SOS Schätzt die Zahl der ukrainischen Binnenflüchtlinge auf ca. 2 Millionen. Wer kein Kindergeld oder andere Versorgungsleistungen des States in Anspruch nehmen kann, lässt sich nicht registrieren. Qullen: http://vostok-sos.org // http://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/gpc_factsheet_june_2015_en_0.pdf
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  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
<br />
Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
<br />
Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
<br />
Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
<br />
Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
<br />
Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
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  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
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Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
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Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
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Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
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Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
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Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
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Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
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  • Als Schauspieler ist Henning Gronkowski bekannt aus zahlreichen Filmen von Klaus Lemke. Zu Beginn 2018 gibt er sein Debut als Regisseur und Produzent des Films "Yung".  Der Film ist mit Laiendarstellern gedreht, die Gronkowski in Berliner Clubs gecastet hat.
    Henning Gronkowski | Director, Actor
  • Die Frage nach der Widersprüchlichkeit der Alltagsrealität in einem Land, das sich in einem Krieg befindet ist wiederholt gestellt worden. <br />
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Im Sommer 2016 schien der Krieg im Donbass unendlich weit weg, zumindest in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, zumindest vordergründig. <br />
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In der kulturwissenschaftlichen Theorie kennt man den von Jan Assman geprägten Begriff des kulturellen Gedächtnisses. Symbolische Erinnerungsorte, kollektive Gründungsmythen und als verbindlich erlebte Erzählungen nationalstaatlicher Gemeinschaft verbinden sich in dieser Theorie zu einem Komplex, auf den sich eine Gesellschaft bezieht, spricht sie über das, was ihr genuin zueigen ist und was sie als ununterscheidbare Einheit von anderen trennt.<br />
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In der Ukraine verwischen kulturelle Erinnerungsartefakte der Kiewer Ruß, des großen Hungers während der Stalindiktatur, des sowjetischen Erbes und der jüngsten Geschichte in der die kleptokratische Elite unter Viktor Janukowitsch die Transformation des Landes vom Kommunismus in den Kapitalismus pervertiert hat.<br />
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Vor der Folie einer solch fragmentierten Vergangenheit, in der sich systemische, politische und emotional erlebte Machtverhältnisse überlagern, können Orte kollektiver Identität nicht unwidersprochen existieren. <br />
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Diese Paradoxie tritt immer dann besonders hervor, wenn das kulturelle Gedächtnis neu codiert wird. Im Augenblick ist die in der Ukraine der Fall. <br />
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Die Vergangenheit versagt in Bezug auf die nationale Selbstvergewisserung, die Gegenwart ist politisch und ideologisch überformt und die Zukunft ist ungewiss.
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  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
<br />
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
<br />
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
<br />
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
<br />
Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
    Alleyway / Samakand
  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
<br />
Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
<br />
Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
<br />
Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
<br />
Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
<br />
Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
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  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
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Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
<br />
Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
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Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
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Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
<br />
Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
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  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
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Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
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Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
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Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
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Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
<br />
Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
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Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
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  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
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Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
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Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
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Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
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Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
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Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
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Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
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  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
<br />
Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
<br />
Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
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Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
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Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
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Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
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Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
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  • Der Unternehmer Carlo Cronenberg ist als FDP Abegeordneter in den deutschen Bundestag gewählt worden. Derr Familienunternehmer aus dem Sauerland (Stadt Arnsberg) wird für die FDP in den Ausschüssen Arbeit und Soziales sowie EU Politik sitzen. Schon sein Vater war MdB für die FDP
    Carlo Cronenberg, Bundestagsabgeordn..oche
  • Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz.  Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat: <br />
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" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254. <br />
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Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks  sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht. <br />
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"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd. <br />
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Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.
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  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
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Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
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Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
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Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
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Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
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Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
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Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
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  • Die Fahrkarte in den Krieg kostet 150 Hrywnja, also 7,64 Euro, Gepäck inklusive. Am Busbahnhof von Dnjepropetrowsk wartet ein museumsreifer Kleinbus russischer Produktion auf Reisende, die ins umkämpfte Donezk wollen – und er ist ausgebucht.<br />
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Als sich der Bus langsam in Bewegung setzt und der Fahrer die Gänge ins Getriebe des schrottreifen Etalon hämmert, verschwimmen die Fragen, mit denen man sich tagelang zuvor beschäftigt hat. Das Stadtzentrum von Donezk sei sicher, hatten Kollegen erzählt.<br />
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Die kugelsicheren Westen, eine Leihgabe der Kiewer Polizei, liegen jetzt im Rumpf des Busses verstaut. Da liegen sie gut, denkt man noch, während man von Schlaglöchern durchgeschüttelt wird.<br />
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Hinter den beschlagenen Scheiben rasen die Ebenen des Donbass vorbei. Die Sonnenblumenfelder, die vor vier Monaten nach dem Abschuss des Fluges MH17 überall im Fernsehen zu sehen waren, sind längst abgeerntet.<br />
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Die ukrainischen Checkpoints passieren wir ohne Probleme. Die Soldaten haben blaugelbes Klebeband um ihre Waffen gewickelt, als Selbstvergewisserung in Zeiten des Krieges. Es beginnt zu schneien. Gerippe von abgeknickten und verkohlten Strommasten erinnern daran, dass wir den Frieden nun endgültig hinter uns gelassen haben.<br />
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Am Kontrollpunkt der pro-russischen Separatisten versperrt ein völlig zerschossener Reisebus die Hälfte der Straße. Alle Scheiben sind zerborsten, die Flanken des Wagens durchsiebt. Alle Männer im wehrfähigen Alter unter 60 Jahren müssen aussteigen und einem Mitvierziger in Fleckentarn ihre Pässe zeigen. Der gefällt sich sichtlich in der Pose des Kämpfers und streicht während der Kontrolle immer wieder über seine Kalaschnikow. Seine Zigarette hat er sich in den Mundwinkel geklemmt.<br />
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Ohne Gepäckkontrolle dürfen wir den Checkpoint passieren. „Banditen“ zischt meine Busnachbarin. Bis Donezk sind es jetzt nur noch ein paar Kilometer. Wir haben den Krieg noch nicht gesehen, aber im Bus hat jetzt jeder eine Ahnung davon, wie er sich anfühlt.
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