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Die Frage nach der Widersprüchlichkeit der Alltagsrealität in einem Land, das sich in einem Krieg befindet ist wiederholt gestellt worden.
Im Sommer 2016 schien der Krieg im Donbass unendlich weit weg, zumindest in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, zumindest vordergründig.
In der kulturwissenschaftlichen Theorie kennt man den von Jan Assman geprägten Begriff des kulturellen Gedächtnisses. Symbolische Erinnerungsorte, kollektive Gründungsmythen und als verbindlich erlebte Erzählungen nationalstaatlicher Gemeinschaft verbinden sich in dieser Theorie zu einem Komplex, auf den sich eine Gesellschaft bezieht, spricht sie über das, was ihr genuin zueigen ist und was sie als ununterscheidbare Einheit von anderen trennt.
In der Ukraine verwischen kulturelle Erinnerungsartefakte der Kiewer Ruß, des großen Hungers während der Stalindiktatur, des sowjetischen Erbes und der jüngsten Geschichte in der die kleptokratische Elite unter Viktor Janukowitsch die Transformation des Landes vom Kommunismus in den Kapitalismus pervertiert hat.
Vor der Folie einer solch fragmentierten Vergangenheit, in der sich systemische, politische und emotional erlebte Machtverhältnisse überlagern, können Orte kollektiver Identität nicht unwidersprochen existieren.
Diese Paradoxie tritt immer dann besonders hervor, wenn das kulturelle Gedächtnis neu codiert wird. Im Augenblick ist die in der Ukraine der Fall.
Die Vergangenheit versagt in Bezug auf die nationale Selbstvergewisserung, die Gegenwart ist politisch und ideologisch überformt und die Zukunft ist ungewiss.
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