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Registan / Samarkand
Das öffentliche Leben in Usbekistan ist eine Balance aus Angst und Arrangement mit dem System. Der Überwachungsapparat ist lückenlos und er erschöpft sich nicht latenten Polizeikontrollen durch die Miliz. Die Kontrolle der Bürger manifestiert sich im Modus einer Architektur der Disziplinierung, wie sie der französische Philosoph Michel Foucault in seinem Buch "Überwachen und Strafen" formuliert hat:
" (...) die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. Die Wirkung der Überwachung ist permanent, auch wenn ihre Durchführung sporadisch ist; die Perfektion der Macht vermag ihre tatsächliche Ausübung überflüssig zu machen; der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann, welches vom Machtausübenden unabhängig ist; die Häftlinge sind Gefangene einer Machtsituation, die sie selber stützen." // Michel Foucault. Überwachen und Strafen. Frankfurt. 1994. S. 254.
Nicht nur in der Hauptstadt Taschkent wird das Gefüge einer zur Norm gewordenen Kontrolle durch die architektonische Organisation der sozialen Welt offensichtlich. Verwaiste Plätze, leergefegte Straßen und menschenleere Parks sind das Resultat einer ubiquitären Machtinstanz, die in Usbekistan sehr weit in das alltägliche Leben der Menschen hineinreicht.
"Diese Anlage ist deswegen so bedeutend, weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert. Das Prinzip der Macht liegt weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken; in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind." / ebd.
Fernab der prachtvollen Moscheen, der Basare und der Einkaufsstraßen begegnen die Usbeken tagtäglich der diktatorischen Illusion eines artifiziellen Normalzustandes, der sich in der Architektur des Systems fortwährend regeneriert.